Vor dem Jubiläum blickt der Heimatverein auf die Entstehungsgeschichte des Industriestandortes
Im Januar 1963 tagte der VI. Parteitag der SED und beschloss im Rahmen der weiteren Gestaltung des Sozialismus u.a. den Aufbau von Kraftwerken in der DDR. 1964 wurde ein Regierungsabkommen zwischen der DDR und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) zur Lieferung von Kraftwerksanlagen vereinbart. Zunächst war vorgesehen im Raum Störmthal-Rohrbach ein Kraftwerk mit 12 Blockeinheiten zu je 100 Megawatt zu errichten. Die Wahl fiel jedoch schlussendlich auf den Standort Thierbach südlich vom Braunkohlenkombinat Espenhain.
Mit der Erschließung des Geländes und dem Bau der 93 m hohen Kühltürme und des 300 m hohen Schornsteins setzte 1966 die Bauphase ein. Am 29. Juni 1967 erfolgte die Grundsteinlegung für das Kraftwerk mit 4 mal 210 Megawatt (in Lübbenau gab es zu dieser Zeit nur Kraftwerksblöcke mit 100 Megawatt).
An den weiteren Baumaßnahmen beteiligten sich Unternehmen aus 4 Ländern. Die Dampfkesselfabrik Podolsk aus der UdSSR mit den Dampferzeugern, die Leningrader Maschinenfabrik und die dortige „Elektrosila“ mit den Turbinen und den Generatoren. Die 4 Kühltürme und den Schornstein errichteten zwei polnischen Firmen aus Gliwice. Die Anlagen zur Bewältigung der Trocken- und Nassaschen lieferte eine ungarische Firma aus Budapest.
Um das fertiggestellte Kraftwerk betreiben zu können, wurden Braunkohle aus dem Tagebau Espenhain mit der Grubenbahn antransportiert und ausreichende Mengen Wasser aus dem Speicherbecken Witznitz bezogen. Insoweit war das Pumpwerk Sermuth seit Januar 1962 in Betrieb und lieferte aus den Gewässern der beiden Mulden Wasser über Glasten, den Hanggraben und die Eula ins Speicherbecken.
Für die Unterbringung der Bauarbeiter und später die Beschäftigten mussten Wohnungen gebaut werden. Ein Vertrag im November 1966 mit dem Hauptinvestor „Wohnungsbau“ lieferte die Grundlage für 1400 Wohnungen mit fließend warmem Wasser und Zentralheizung.
Kitzscher Nord begann zu wachsen. Die ersten Wohnungen entstanden in der „Straße des Aufbaus“- der heutigen Pappelstraße.
F. Waberzeck
Heimatverein Kitzscher
(Bildunterschrift) Im Oktober 1964 besichtigte eine sowjetische Delegation das zukünftige Kraftwerksgelände, im Hintergrund das Wohnhaus der ehemaligen Leichtmetallhütte, zu besichtigen. Im Rahmen der Baufeldfreimachung wurde das ehemalige Wohnhaus der Leichtmetallhütte (im Hintergrund) mit 12 Wohnungen und ca. 80 Bewohnern geräumt und abgerissen.