2. Fortsetzung der Reihe
Nachdem wir in der letzten Ausgabe die Besonderheiten eines Frankfurter Schrankes beleuchtet haben, werden sich nun viele Leser fragen, wie es zur Versteigerung von Inventar aus dem Schloss Kitzscher kam.
Voraus ging die Bodenreform im Jahr 1945 in Sachsen. Alle landwirtschaftlichen Güter über 100 Hektar (ha) wurden enteignet und zu Volkseigentum. 1946 floh die Familie von Arnim aus Kitzscher nach Friedland und Göttingen in Niedersachsen. Dabei verhinderte ein Hinweis des Landrates von Borna die Verhaftung und Deportation der Familie auf die Insel Rügen. Zu dem Zeitpunkt waren im Schloss Flüchtlingsfamilien aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße untergebracht.
1947 fand dann eine Versteigerung von Möbeln und Inventar im Schloss statt. Zwei Jahre später wurde eine Baufirma damit beauftragt, mit dem Abriss des intakten Gebäudes zu beginnen. Gleiches Schicksal erlitten die Schlösser in Benndorf und Mölbis.
In Sachsen wurden von 600 Schlössern 300 tatsächlich abgerissen. In der Region erhalten blieben unter anderem die Herrenhäuser in Braußwig, Hainichen, Beucha und Steinbach.
Jetzt aber zurück zur Geschichte des Schrankes:
Der Beginn der Reise des Frankfurter Schrankes
Im nahegelegenen Schloss Kitzscher, in der russischen Besatzungszone gelegen, wurde 1947 auf Anordnung der Alliierten eine Versteigerung von Möbeln, Bildern und dem Hausrat des Schlosses angesetzt. Sie war für innerdeutsche Flüchtlinge ohne „Einrichtung/ Mobiliar“ gedacht. Mein Vater, Wolfram von Tettau, seine Schwester und deren ältester Sohn Manuel ersteigerten den Schrank und transportierten ihn zerlegt auf einem Leiterwagen bis nach Borna.
Mein Vater Wolfram zog mit seiner Mutter zurück nach Berlin, wo er in Potsdam Arbeit gefunden hatte. Mit dabei: der Frankfurter Schrank. Meine Mutter Hanna, aus dem Sudetenland vertrieben, strandete mit ihrer Familie in Wien und fand meinen Vater Wolfram erst über postalische Umwege wieder. Staatenlos schlug sie sich bis zu ihm nach Berlin durch. Die beiden heirateten noch im gleichen Jahr.
In Berlin wohnten sie nun zu dritt in zwei Zimmern in einem Mietshaus, nur erreichbar über einen schmalen Gang ohne Außenmauer. Der schöne Schrank ist auch dabei. Wie sehr sie von Wärme träumten, zeigt diese humoristische Zeichnung meines Vaters. Da Wärme bekanntlich immer nach oben steigt, macht man es sich eben hoch oben gemütlich.
Im nächsten Teil lesen Sie, wie die Reise des Schrankes weiter ging.