Das Alter entdecken

Projekttage der Oberschule Kitzscher im Seniorenheim Am Schwarzholz

Die langjährige Kooperation zwischen der Oberschule Kitzscher und dem ASB-Seniorenheim „Am Schwarzholz“ konnte mit den Projekttagen am 8. und 9. Februar 2023 fortgeführt werden. Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Rahmen des Ethikunterrichts der 9. und 10. Klasse unter dem Titel „Alt & Jung zusammen“ mit Themen des Alters.

Zu Beginn des Vormittags stellte Ergotherapeutin Sandra Vogel kurz typische Krankheiten vor, die im Alter auftreten können, u.a. Diabetes, Parkinson und Demenz/Alzheimer, und konnte auch mit interessanten Fakten für Staunen sorgen: Ab wann baut sich das Gehirn ab? – fragte sie in die Runde. Die überraschende Antwort: ab 35 Jahre. Danach sollte der „Triathlon“ beginnen und die Schüler lernten GERT kennen. Doch wer ist GERT?

Dem „Alter“ auf der Spur – mit GERT
GERT ist ein Alterssimulationsanzug, der es möglich macht, die typischen Einschränkungen älterer Menschen auch für Jüngere erlebbar zu machen: schlecht sehen, Schwerhörigkeit, die Gelenke sind steif, die Kraft lässt nach, das Greifen fällt schwer, der Gang wird unsicher.
Um es besser erlebbar zu machen, werden verschiedene Komponenten am ganzen Körper angebracht – mit Kopfhörern, einer Brille bis zu schweren Bandagen an Oberkörper, Armen und Beinen. So ist das Wahrnehmen und Bewegen deutlich eingeschränkt. Da werden das Schmieren eines Marmeladenbrotes oder das Eingießen einer Tasse Tee zur Herausforderung. Das konnte dank der Vorführung eines mutigen Schülers gut veranschaulicht werden.
„Es ist schwer, sich zu bewegen, man sieht und hört schlecht, fühlt sich unsicher, es strengt an. Das hätte ich mir so nicht vorgestellt. Man fühlt sich sehr viel leichter, wenn man alles wieder nach ein paar Minuten ablegen kann“, sagt der junge Schüler, der sich für das Experiment zur Verfügung gestellt hat.

Die Tovertafel – der „Zaubertisch“
Im zweiten Teil ging es dann in einen großen Aufenthaltsraum des Seniorenheims. Dort stand ein großer Tisch und darüber hing an der Decke ein großer Kasten – die Tovertafel – kommt aus dem holländischen und bedeutet „Zaubertisch“. Die Tovertafel ist speziell für Menschen mit Demenz entwickelt worden. Mit der Spielkonsole können sie auch an Aktivitäten in der Gruppe teilnehmen und gemeinsam Spaß haben. Ob Kegeln, Bingo, buntes Laub fegen, ein Gemälde malen oder Seifenblasen zerplatzen lassen. Es gibt ganz viele Möglichkeiten. Die Schülerinnen und Schüler haben es natürlich gleich selbst ausprobiert. Das Fußballspiel im Stile eines Tisch-Kickers begeisterte alle am meisten.

Wie schiebe ich einen Rollstuhl richtig?
Zum Schluss ging es auf den Rollstuhlparcours in der Lärchenstraße vor dem Seniorenheim „Am Schwarzholz“. Die Teilnehmer konnten gegenseitig den Rollstuhl schieben und vorsichtig über Hindernisse wie Bordsteinkanten manövrieren. Das war gleichzeitig eine gute Übung für den nächsten Einsatz: Denn traditionell unterstützen die Oberschüler das Personal des Seniorenheimes am Tag des Maibaumsetzens in Kitzscher. Die Bewohner möchten gern live auf dem Marktplatz dabei sein und dafür werden kräftige Helfer für das Schieben von 20 Rollstühlen für den Weg zum Markt benötigt. Eine schöne Tradition im Sinne des „Jung & Alt zusammen“.
„Ziel der verschiedenen Übungen ist es, dass die jungen Leute etwas mehr Verständnis für ihre älteren Mitmenschen entwickeln können, weil sie die Einschränkungen aufgrund des Alters besser nachvollziehen und einmal selbst erfahren konnten.“ sagt Ergotherapeutin Sandra Vogel zur Idee der Projekttage.

Und Einrichtungsleiter Thomas Niese ergänzt: „Ganz nebenbei haben wir mit diesen und anderen Aktionen auch die Chance, den Schülern Einblicke in das Leben und Arbeiten im Seniorenheim zu geben und die Berufsfelder in der Pflege und Betreuung sowie Ergotherapie praktisch kennenzulernen, nicht nur auf dem Papier. Die generalistische Pflegeausbildung ist heutzutage breit ausgelegt und man kann alle Bereiche der Pflege kennenlernen. Wir haben dafür beim ASB ein einheitliches Ausbildungskonzept entwickelt und erfahrene Praxisanleitungen vor Ort in den Einrichtungen, um die Auszubildenden gut zu begleiten.“

Warum sind alte Menschen so langsam? Warum fällt ihnen vieles so schwer? – Dies können die Schülerinnen und Schüler seit diesem Vormittag nun besser verstehen und vielleicht auch anderen vermitteln.

Nun freuen sich alle auf die kommenden Winterferien – und dann auf das baldige Wiedersehen zum Maibaumsetzen in Kitzscher.

Kathrein Trute
Referentin Kommunikation Marketing
Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Leipzig e. V.