Geschichte
Hainichen ist seit 1998 ein Ortsteil der Stadt Kitzscher. Eine erste Kirche hat es in Hainichen wahrscheinlich bereits im 13. Jh. gegeben. Die heute noch vorhandenen dicken Mauern im Chorraum und das dort eingelassene schmale Fenster (es wurde 1991 wieder freigelegt) lassen auf einen romanischen Bau schließen. Wie dieser genau ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Auch über das kirchliche Leben von damals existieren kaum noch Berichte. Sicher ist, dass Hainichen einst zur Parochie Magdeborn gehörte, da es an sie den Zehnt entrichtete. In katholischer Zeit zählte Hainichen zum Bistum Merseburg. Visitationsberichte geben Grund zu der Annahme, dass die reformatorischen Lehrer hier bereits 1523 durch den ersten evangelischen Pfarrer Casper Frauendorf verkündet worden. Ab 1528 war Hainichen der Ephorie Altenburg zugeordnet, ab 1547 der neu eingerichteten Superintendentur Borna. Da Hainichen lange Zeit mit der Schwesterkirche Trages verbunden war, lag sie somit immer in der Zuständigkeit der Pfarrers Trages. Im Jahre 1937 fand die Vereinigung mit der Trageser-Mölbiser Kirche statt. Ab 1972 ging man eine Kirchgemeinschaft mit Steinbach und Lauterbach ein. Sie existiert noch heute, seit 1999 erweitert durch Beucha.
Kirchenbau und Kircheninneres
Im Jahre 1699 befand sich die Hainicher Kirche in einem außerordentlich schlechten baulichen Zustand. Die Rittergutsbesitzer und Kirchenpatrone Tobias und Haubold von Zehmen ermöglichen durch großzügige finanzielle Gaben einen Erneuerungsbau. Von 1699 bis 1700 wurden Kirchschiff und Turm bis auf die Grundmauern abgetragen, das abgebrochene Material später wieder zum Neubau eingesetzt. In seiner barocken Form mit welscher Haube, Laterne und Turmknauf ähnelte er den Kirchtürmen von Steinbach und Lauterbach. Ganze 245 Jahre sollte er so stehen, mehreren Brände (1804, 1810, 1827) trotzen und immer wieder repariert und hergerichtet werden. Doch noch in den letzten Kriegstagen, am 16. April 1945, traf die Kirche von Hainichen ein schwerer Schicksalsschlag. Der Kirchturm wurde durch den Beschuss einer deutschen, östlich von Hainichen in Richtung Otterwisch, stationierten Flak-Stellung zerstört, da in ihm ein amerikanischer Beobachtungsposten vermutet wurde. Die Trümmer des Turmes beschädigten Dach und Decke des Kirchenschiffes, Sakristei, Herrschaftsloge, Orgel und viele Stücke der Inneneinrichtung. Noch im selben Jahr waren die Aufräumarbeiten abgeschlossen. Mit dem Aufbau begann die Gemeinde von Hainichen 1951. Der zum Teil abgebrochene und gesicherte Turm erhielt als vorübergehenden Ersatz für seine Haube ein Pultdach mit einem Holzkreuz. Lange noch erinnerte dieses an die Schrecken des Krieges.
Erst 1983 konnte mit der umfassenden Instandsetzung der Kirche begonnen werden. Nun erhielt der Turm endlich eine neue Haube mit Kugel und Wetterfahne. In der Wetterfahne sind die Jahreszahlen 1700 und 1987 festgehalten, ersteres steht hier für das Jahr des Neubaus, die zweite für die einer weiteren Umgestaltung. In diesen Jahren wurden auch die Sakristei und die Fenster erneuert. Dennoch hat man auch nicht vorhersehbare Probleme zu lösen. So war eine Vakanzzeit nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Jürgen Ludwig im Jahre 1984 zu überbrücken, bis 1987 Pfarrer Johannes Grasemann sein Amt in Hainichen antrat und gleichzeitig die Funktion des Baupfarrers übernahm. Nach rund 12 Jahren Bauzeit konnte die Gemeinde 1995 die Wiedereinweihung ihrer Kirche feiern. Seitdem trägt diese wieder ihren alten Namen „Heilig-Kreuz-Kirche“. Bei Sanierungsarbeiten wurde an der Südseite ein altes Spitzbogenportal aus romanischer Zeit entdeckt, ebenso das heute davor gelagerte porphyrne Bruchstück eines romanischen Taufsteins. Von einer Engelsstatue, die die früher im Chorbogen ihren Platz hatte, ist in Folge der Kriegsbeschädigung der Kirche nur noch ein steinerner Rest geblieben. Selbst die Kirchenbänke waren durch den Angriff in Mitleidenschaft gezogen worden. Dass die Kirche von Hainichen seit 1994 wieder so schöne Bänke besitzt, ist vor allem der Spendenfreudigkeit der Gemeinde zu danken.
Altar
Im Rahmen der damaligen Kirchrenovierung ist der Altar in der Fassung von 1700 restauriert worden. Es ist ein Kanzelaltar, farblich in feinen Nuancierungen gestaltet. Der Kanzelkorb ist polygonal gegliedert. Der eigentliche Altar ist als schlichter weißer Steinblock mit helltürkisfarbenen Absetzungen errichtet. In der Predalla trägt er ein Gemälde, ein Geschenk der Malerin Uschi Meißner. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Hainichens Partnergemeinde Hämelerwald in Niedersachsen. Ein helles, alles überstrahlendes Kreuz bildet den Mittelpunkt des Bildes der Name der Kirche „Heilig-Kreuz“ wird damit im Altargemälde aufgegriffen und erhält dadurch eine Art Titelfunktion.
Grabsteine und Grüfte
An der Ostwand des Altarraumes lehnen zwei Grabsteine: die der Eheleute von Zehmen, Eltern von Haubold und Tobias von Zehmen. Die Steine sind Hinweise auf eine Vielzahl von Grüften, die sich einst unter dem Schiff der Kirche befanden und bei Arbeiten zur Innenrenovierung aufgefunden wurden. Teilweise sind die Grüfte verfüllt worden, doch hat man einige der sie bedeckenden Grabplatten geborgen und im Kirchraum aufgestellt. Es sind für die Nachwelt erhaltene historische Schätze! Im Altarraum ist das Vortagekreuz aufbewahrt. Neben der schönen geschnitzten Jesusfigur trägt es den Totenkopf als Symbol der Vergänglichkeit, Fragmente eines Wappens sowie drei Köpfe, von denen zumindest die beiden an denen Kreuzarmen sitzenden die Abbilder der beiden Stifter sein dürfen.
Orgel
Über den Bänken erheben sich zu beiden Seiten die Emporen; an der Westseite übergehend in die Orgelempore. Sie werden getragen von – der alten Farbgebung nachempfundenen – Säulen mit ionischen Kapitellen. Es ist eine kleine Orgel mit einem Manuel, gebaut von der Firma Schmeisser aus Rochlitz/Sachsen. Das Vorgängerinstrument, 1922 gestiftet von Anna Steiger, der Mutter des damaligen Rittergutsbesitzers Georg Steiger, hatte beim Einsturz des Kirchturmes irreparable Schäden erlitten. Mit Hilfe eines Harmoniums der bekannten Firma Lindholm aus Borna wurde später die „orgellose“ Zeit überbrückt. Es gehört auch heute noch zum Kircheninventar.
Glocken
Patrons Herr Georg Steiger schenkte der Kirche 1922 ein neues Geläut. Zwei der Glocken mussten bereits 1942 für Kriegszwecke abgegeben werden. Die letzte zerbarst beim Beschuss des Turmes 1945. Reste davon liegen an der Nordseite im Eingangsbereich. Im Jahre 1983 wurden wieder Glocken im Turm aufgezogen. Die beiden größeren sind aus Stahl, die kleinste ist aus Bronze gefertigt. Ihre Inschriften lauten: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ (Große die Abendglocke), „O Land, Land, höre des Herren Wort“ (mittlere, die Mittagsglocke) und „Zur Ehre Gottes“ (kleine, die Taufglocke).
Friedhof
An der Ostseite auf dem der Kirche angeschlossene Friedhof befindet sich die Grabstelle der Familie Steiger. Hermann Steiger, Vater von Georg Steiger, erwarb 1882 benachbartes Land zur Anlage einer Familiengrabstätte. Das verbliebene Stück übergab er als Schenkung in Kirchenbesitz.
Schule
Vor den Toren des Kirchengeländes liegt ein schöner gepflegter Platz, der von der Stadt Kitzscher neu gestaltet wurde. Hier stand früher das Schulgelände von Hainichen. Der Ort erhielt 1724 eine eigene Kirchenschule. Bis zu diesem Jahr besuchten die Kinder die Schule in Trages. Zeitweise wurde dieses Gebäude auch von der Kirchgemeinde genutzt, bis wieder eine sanierte Kirche zu Verfügung stand.
Gedenkstätte außerhalb des Ortes
Die ums Leben gekommenen Soldaten, die am 15. Und 16. April 1945 mit der Flakstellung am Ortsrand von Hainichen lagen, wurden dort gemeinsam beerdigt. 28 Menschen waren es. Über ihren Gräbern hat man eine kleine Anlage zur Erinnerung an diese tragischen Geschehnisse geschaffen. Sie wurden 2007 mit einer Tafel neu gestaltet.
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